Was ist eigentlich „Streetphotography“? Wikipedia erklärt es gut:
Allgemein ist damit eine Fotografie gemeint, die im öffentlichen Raum entsteht, auf Straßen, in Geschäfte oder Cafés hineinblickend, Passantengruppen oder Einzelne herausgreifend, oftmals als Momentaufnahme, aber ebenso essayhafte Abfolge und Milieustudie.
Es geht also um Fotos die das alltägliche Leben festhalten. Diese typischen Schwarz-Weiß Fotos von Leuten auf der Straße wie beispielsweise diese Bilder:
Diese Fotos sind in den letzten Jahren sehr beliebt geworden. Durch die digitale Fotografie ist das Ausprobieren und das Schießen der Fotos ohne Angst vor unnötigen Auslösungen möglich. Gerade Anfänger können sich hier austoben.
Was natürlich sofort als Frage auftaucht: Wie sieht es rechtlich aus? Recht am eigenen Bild etc? Hierzu gibt es keine klare Rechtsmeinung. Aber ein paar Worte möchte ich dennoch dazu anmerken: Regeln wie „Ab 7 Personen auf dem Foto ist es egal. Dann darf es online.“ oder „Wenn man jemanden von hinten fotografiert, dann ist das auch okay!“ sind Quatsch. Das deutsche Recht kennt solche Regeln nicht. Es geht vielmehr darum, ob jemand Beiwerk auf einem Foto ist oder ob man jemanden erkennt. Wenn jemand ein markantes Tattoo auf der Wade hat, dann ist es egal ob man das Gesicht erkennt. Es reicht das Tattoo als Erkennungsmerkmal.
Stell Dir vor, Du gehst fremd und jemand fotografiert Dich von hinten und stellt das Foto online oder in einer Galerie aus. Jetzt gehst Du mit Deiner (echten) Beziehung in die Ausstellung und gerätst in Erklärungsnot, weil man Dich am Tattoo zweifelsfrei erkennen kann… Ihr seht schon: Das Recht am eigenen Bild ist etwas komplizierter. Dazu gibt es gaaanz viele Links (1 – 2 – 3) im Netz und ein Blick in das Gesetz hilft auch ungemein.
Die andere Frage die sich bei dem Thema Street Photography aufdrängt ist: Welche Kameraeinstellungen? Welche Linsen? Welche Kamera?
Am besten ist es, wenn man nicht auffällt und die Personen vor der Kamera gar nicht merken, dass sie fotografiert werden. Eine große Kamera mit einer riesen Linse wie dieser hier, wäre vermutlich etwas auffällig. Mit diesem Setup kann man auf jeden Fall geniale Fotos schießen, müsste dann aber halt noch vorsichtiger fotografieren, noch zurückhaltender um authentische Fotos zu bekommen.
Mit kleineren Kameras, oder kürzeren Linsen erregt man weniger Aufmerksamkeit, bekommt weniger kritische Fragen gestellt (weil einen alle für einen belanglosen Hobbyfotografen halten).
Welche Linsen?
Ich finde, man kann alle möglichen nehmen, von Weitwinkeln bis starken Telelinsen. Der Bildeindruck ist halt immer ein anderer – siehe Handout Brennweite. Sehr beliebt ist aber ein 50mm am Kleinbild („Vollformat“) bzw 35mm am APS-C Crop (Kameras wie Canon 500D, 650D, 70D, Nikon D3200, D5300, Sony Alpha 5000.) Man erkennt APS-C-Kameras gut daran, dass sie mit einem Objektiv ausgeliefert werden, welches entweder mit 16 oder 18mm beginnt und zoomen kann bis ca 50 bis 270mm. Also typische Linsen von APS-C sind 18-55mm, 16-50mm, 18-200mm, 18-270mm, …
Welche Belichtungszeit?
Eher kurze, verschwommene Fotos sind manchmal cool, aber technisch/handwerklich eine Herausforderung. Daher: lieber etwas kürzere Zeiten. Handout Belichtungszeiten
Welche Blende?
Je nachdem welcher Effekt eingesetzt werden soll: Soll der Hintergrund richtig schön unscharf sein, oder lieber alles scharf sein? Hm… Einfach überlegen und richtig einsetzen 😉 Handout Blende
Was gibt es für Tricks und Tipps?
Sucht Euch Aufgaben, dann fällt es einfacher die Motive zu finden. Sprich: Ich möchte jetzt Fotos mit Silhouetten schießen, dann ist es einfacher schöne Silhouetten zu finden, als durch die Stadt zu eiern und hilflos nach tollen Motiven Ausschau zu halten.
Bei diesem Foto habe ich es mir vorgenommen und hoffentlich einigermaßen einhalten können 🙂 Auf jeden Fall ist es cool geworden!
Linien, Formen, Geometrien erkennen und daraus dann Bildideen formen. Viele weitere Tipps mit Beispielfotos gibt es hier als PDF: http://www.prokom.ch/foto/dokus/StreetFotografie.pdf
Hier ein ironischer Blick auf die Street Photography: https://visuellegedanken.de/2012-04-04/10-einfache-regeln-fur-echte-streetfotografie/
Kai von Digitalrev (Kamera Online Shop aus Hongkong – daher alles auf Englisch) hat auch einige Tipps parat:
Und auf ARTE lief eine ganze Serie mit kleinen Portraits verschiedener Street Photography Künstlern (sehenswert):
http://creative.arte.tv/de/streetphoto
Ein Foto vom Workshopteilnehmer Sven noch: