Die Blende ist das Loch im Objektiv, welches das Licht reinlässt:
Im Vorspann der James Bond Filme ist eine Großaufnahme einer Blende zu sehen.
Damit die Kamera ein Foto machen kann, braucht sie Licht.
Dieses Licht bekommt sie entweder über die Zeit (lässt die Kamera lange genug die „Türen offen“, kommt irgendwann auch genügend Licht rein. Stichwort: Belichtungszeit) oder über ein großes Loch im Objektiv – der Blende. Ist die Blende sehr klein, so muss die Kamera das Licht länger reinlassen. Ist die Blende groß, kommt das Licht ganz locker flockig durch und die Kamera kann kürzere Belichtungszeiten nutzen (und damit sinkt die Verwacklungsgefahr).
Die Größe der Blende gibt man in einem Bruch an.
Brüche haben die Eigenschaft, dass große Werte unter dem Bruchstrich einen kleinen Bruch verursachen. Dadurch ergibt sich die Irritation, dass die Blende 1/22 eine sehr kleine Blende und die Blende 1/2 eine sehr große Blende ist.
Aber nicht nur die Menge des Lichtes wird durch die Blende mitbestimmt, sondern auch andere optische Eigenschaften wie die Schärfentiefe.
Hier unten sind zwei Fotos. Das linke Fotos ist mit Blende 1/16 und das rechte Foto mit 1/2,0 fotografiert.
Fotos mit großer Blende haben also einen kleineren Bereich im Foto, der scharf ist.
Fotos mit kleiner Blende sind tendenziell von vorne bis hinten scharf.
Bei Gruppenfotos muss man also aufpassen, dass man nicht zu große Blenden wählt, sonst endet es so:
Landschaftsaufnahmen bzw. Aufnahmen mit einer großen Tiefe (auf denen alles scharf sein soll) benötigen also eine kleine Blende wie 1/8 – 1/22:
Jede Situation hat ihre eigene Blende!
Doch welche Blendenwerte sind typisch?
Hier ein paar Beispiele:
- Portraitfotografie: große bis mittelgroße Blende
- Landschaftsfotografie: kleine Blende
- Sportfotografie: möglichst große Blende (wegen der extrem kurzen Belichtungszeit)
- Gruppenfotos: mittelgroße Blende
- Architekturfotografie: mittelgroße bis kleine Blende
- Ohne Stativ und dunkel: große Blende
Große Blende = Teuer?
Objektive mit einer hohen Lichtstärke, also der Möglichkeit eine große Blende einzustel-
len, sind sehr oft mit einer größeren Investition verbunden.
Zudem gibt es Zoomobjektive, bis auf gaaaaanz wenige Ausnahmen, nicht mit einer größeren, in allen Zoomstufen durchgängigen, Blende als f 1/2,8. Richtig lichtstarke Objektive sind keine Zoomobjektive sondern Festbrennweiten: hier werden die Füße zum Zoom. Möchte man näher ran, muss man zum Motiv laufen.
Die Vorteile der Festbrennweiten sind aber auch nicht von der Hand zu weisen:
manchmal richtig günstig, die Optik ist qualitativ fast immer absolute spitze, oft sehr leicht und jetzt kommt es: sie kommen meist mit einer unglaublichen Lichtstärke daher. Blendenwerte zwischen 1/1,2 und 1/2,8 gibt es fast ausschließlich als Festbrennweite.
Das vermutlich beliebteste lichtstarke Objektiv ist das 50mm 1/1,8. Jeder Spiegelre-
flexkamerahersteller hat es in seinem Angebot für einen Preis unter 200€.
Ein 35mm/30mm 1/1,8 oder 1/1,4 ist auch sehr interessant von der Brennweite und der Lichtstärke. Hier variieren die Angebote und Preise der Hersteller aber deutlich.
Möchte man die Blende an der Kamera vorgeben um beispielsweise die Schärfentiefe zu beeinflussen, so geht das meist über das Modirad neben dem Sucherkasten. Die Kürzel A bzw. Av* stehen hier für die Blendepriorität: die Blende wird eingestellt und die Zeit automatisch von der Kamera gewählt. Über das Kürzel M kann man neben dem Blendenwert auch die Verschlusszeit einstellen und hat damit die volle Kontrolle. *A für Aperturepriority und Av für Aperture value aus dem Englischen.
Im Workshop haben wir besprochen wie viel Spielraum ein Objektiv mit der Blende 1/1,8 vs. ein Objektiv mit der Blende 1/5,6 bei 50mm hat. Das sind rund 3 Blenden Unterschied.
Also gleich groß wie der Unterschied ISO 800 vs. 6400. Das heißt, hat man ein Objektiv mit der Blende 1/1,8 und kann man mit ISO 800 ein Foto machen. Hat das Objektiv aber nur eine Blende von 1/5,6 bräuchte man ISO 6400 für das Foto. Aber auf all das, gehe ich im März näher ein und schreibe dazu ein Handout.
Fazit: Dieses Belichtungsdreieck mit Blende, ISO und Belichtungszeit ist kompliziert (auf den ersten Blick) und ist nicht einfach. Ich selber habe rund 4-6 Monate gebraucht um es zu verstehen.